SRH Berlin University of Applied Sciences

Die Zukunft schreiben

Leuchtturmprojekt

Als von der SRH Berlin gefördertes Leuchtturmprojekt wird „Die Zukunft schreiben“ als Kooperation des Instituts für Schreibwissenschaft und des Internationalen Instituts für nachhaltiges Management am Beispiel von Booksprints ein Instrumentarium entwickeln, mit dem sich Future Skills erheben und evaluieren lassen (Promotionsvorhaben). 

Fördermittel: Leuchtturmprojekt der SRH Berlin University of Applied Sciences 

Laufzeit: 09/2022-08/2024 

Projektpartnerinnen: Prof. Dr. Nadja Sennewald, Prof. Dr. Anabel Ternes und Prof. Dr. Katrin Girgensohn, SRH Berlin University of Applied Sciences; Prof. Dr. Kirsten Schindler (Bergische Universität Wuppertal); Prof. Dr. Sarah Brommer (Universität Bremen); Prof. Dr. Kirstin Bromberg (Ostfalia Hochschule für Angewandte Wissenschaften) 

Das Vorhaben: 

Ziel des Forschungsprojekts ist zum einen, ein methodisches Instrumentarium für die Evaluation des Erwerbs von Future Skills zu entwickeln, und zum anderen, darauf aufbauend, ein Modell für die Implementierung der Vermittlung von Future Skills in Hochschulcurricula zu entwerfen und zu erproben. Damit wollen wir aus Forschungsperspektive sowohl zum bildungswissenschaftlichen Diskurs über hochschulische Kompetenzentwicklung beitragen als auch aus Lehrperspektive das CORE-Prinzip fachübergreifend und zukunftsorientiert mit Blick auf die Future Skills weiterentwickeln. 

Future Skills sind jene über Fachwissen hinausgehenden Kompetenzen, die Studierende heute entwickeln müssen, um in einer nicht nur ungewissen, sondern auch von der Gegenwart stark unterscheidenden Zukunft professionell verantwortungsvoll handeln zu können. Future Skills werden definiert als „Handlungsdispositionen, die sich in komplexen und unvorbereiteten zukünftigen Handlungssituationen als (erfolgreiche) kompetente Handlung[en] manifestier[en]“ (Ehlers 2020: 112). 

Das Projekt erforscht am Beispiel des didaktischen Formats „Booksprints“ explorativ, wie sich Future Skills, etwa literale Kommunikationskompetenzen und Teamkompetenzen, curriculumsintegriert fördern und evaluieren lassen. 

Hochschulen stehen in der Verantwortung, Studierende bei der Entwicklung dieser Future Skills zu unterstützen. Sowohl die fachübergreifenden als auch die fachspezifischen Ausprägungen von Future Skills sind allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch recht unklar. Die SRH Hochschulen haben deshalb einen partizipativen Prozess begonnen, um gemeinsam mit den Hochschulmitgliedern und mit allen Statusgruppen herauszuarbeiten, welche Future Skills auf welche Weise in den Studiengängen gefördert werden können. Das beantragte Projekt möchte zu diesem Prozess aus wissenschaftlicher und didaktischer Perspektive beitragen. 

„Die Zukunft schreiben” nimmt literale Kommunikationskompetenzen und Teamkompetenzen als Future Skills in den Blick. Um die Studierenden bei der Erweiterung ihrer Kompetenzen wissenschaftlich zu begleiten, wurde ein didaktisches Format ausgewählt, das in verschiedene Studiengänge implementiert werden kann: der Booksprint. Ein Booksprint ist ein Format zum gemeinschaftlichen Verfassen von Texten, in der Regel von Fachbüchern und Fachartikeln (vgl. vimeo.com/425448988). Das Format wurde inspiriert von Prinzipien der agilen Softwareentwicklung und wird häufig in Unternehmen genutzt, die neue Arbeitsformen (New Work) praktizieren. Booksprints wurden für den Hochschulkontext als schreibdidaktisches Format weiterentwickelt, um Studierenden die Erfahrung eines authentischen professionellen Schreibprojekts zu ermöglichen (Henry und Voigt 2018). Authentische Schreibaufgaben, also Schreibaufgaben, die nicht nur an Lehrende gerichtet sind, sondern für eine Veröffentlichung bestimmt sind und eine breitere Adressatenschaft haben, tragen wesentlich zur Entwicklung von Schreibkompetenzen bei (Bräuer & Schindler 2011). Viele weitere mögliche Future Skills werden durch Booksprints gefördert: Die Fähigkeit zur Kooperation und Kommunikation, Selbststeuerung, Informationskompetenz, Problemlösekompetenz und Verantwortungsbewusstsein gehören dazu. 

Bei Booksprints verfassen Studierende gemeinsam mit unterschiedlicher Rollenverteilung und mithilfe von kreativen und schreibdidaktischen Methoden in einer Woche einen Text für ein reales Publikum, z.B. einen Forschungsartikel. Das authentische Ziel, also die reale Veröffentlichung, ist ein entscheidender Motivator. Unterstützt werden die Studierenden durch Moderation und die Nutzung von digitalen Plattformen (z.B. Microsoft Teams oder Mural). Die Themen, über die geschrieben wird, erarbeiten die Studierenden mit ihren Fachlehrenden vorab in einer regulären Lehrveranstaltung, sodass sich das Format für alle Fächer eignet. 

Die Entwicklung und Erprobung eines methodischen Instrumentariums zur Erfassung der Entwicklung von Future Skills ist ein wesentliches Ziel dieses Forschungsprojekts. Daher wird die konkrete methodische Umsetzung nicht im Vorfeld festgelegt und im Rahmen dieses Antrags beschrieben, sondern sie wird bewusst offengelassen und erst sukzessive ausgearbeitet werden. Bereits festgelegt innerhalb des Forschungsdesigns ist der Zyklus und Umfang der Datenerhebung: Als erster Projektschritt wird ein Booksprint im Rahmen einer Pilotstudie durchgeführt. In der Pilotstudie wird geprüft, ob sich die Future Skills ‚literale Kommunikationskompetenzen‘ und ‚Teamkompetenzen‘ als zu untersuchende Future Skills bestätigen oder ob hier nachgeschärft werden muss. Als Pilot wird dafür ein Booksprint im Curriculum des Studiengangs Kreatives Schreiben und Texten dienen, der mit einer Kohorte aus Viert- und Sechstsemester-Studierenden und weiteren Studierenden anderer Fächer planmäßig innerhalb des Curriculums durchgeführt wird (Wahlmodul im dritten CORE-Block). Die beiden Booksprints für die eigentliche Studie werden dann mit einer BA- und einer MA-Kohorte anderer Schools durchgeführt. Je nach Forschungsdesign werden außerdem in Vergleichsgruppen Daten zu den entsprechenden Future Skills erhoben. 

Als Grundlage für die Definition und Auswahl der zu untersuchenden Future Skills eignet sich das bildungswissenschaftliche Modell „Future Skills Triple Helix-Modell der Handlungsfähigkeit in emergenten Praxiskontexten“ (Ehlers 2020). Das Modell beruht auf Forschung in beruflichen 

Kontexten und bietet genaue Definitionen einzelner Future Skills an, die auf nötige „Shifts“ im Hochschulkontext bezogen werden. 

Der aktuell laufende Prozess zur Implementierung von Future-Skills in die Curricula an den SRH-Hochschulen wird dabei insofern berücksichtigt, als dass zusätzlich genau die Future Skills in den Blick genommen werden können, die sich im laufenden Prozess als besonders relevant erweisen. So wurden in den bereits im Wintersemester 2021 mit verschiedenen Gruppen durchgeführten Workshops zu Future Skills sowohl kommunikative Kompetenzen als auch Teamkompetenzen geclustert. 

Methodisch bietet sich im Hinblick auf die Kompetenzentwicklung der Studierenden ein Mixed-Methods-Design an, das einerseits auf bewährte Erhebungsinstrumente zur Kompetenzmessung zurückgreift (vgl. Erpenbeck et al. 2017). Dabei sind sowohl Entwicklungsstudien, Kompetenztests, Vergleichsstudien u.a. denkbar als auch Befragungen und Beobachtungen oder Daten, die durch künstlerisch-kreative Produktion entstehen (Texte, Bilder, Filme etc.). Andererseits können im Sinne der Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) die Lehrenden in die Datenerhebung und -auswertung mit einbezogen werden, so dass das Projekt zugleich als ein Pilot für akademische Lehr-Lernforschung genutzt werden könnte (Bromberg 2015), um die Entwicklung von Future Skills auch auf der Ebene der Lehrenden zu verorten.

Ihre Ansprechpartnerin

Projektleiterinnen

- Prof. Dr. Nadja Sennewald

- Prof. Dr. Katrin Girgensohn

Weitere Beteiligte:

- Anja Voigt